Am 31. Juli dieses Jahres konnte das dreiköpfige Indie-Entwicklerteam Rogue Earth seinen ersten Erfolg vermelden: Die erhofften 25 000 $ konnten per Kickstarter eingenommen werden, auch wenn es damit beim absoluten Mindestbetrag blieb. Seitdem arbeitet man auf Hochtouren an der Action-Space-Sim Eterium, deren erster Akt: „The Free Republic of Vega“ 30 Missionen im Rahmen einer Story-basierten Kampagne bieten soll. In dieser übernimmt der Spieler die Rolle des jungen Piloten Erik „Banshee“ Craig auf dem Trägerschiff UEA Canopus der United Earth Alliance im Kampf gegen die bösartigen Revi. Als Vorbilder von Eterium nennt Produzent und Lead Programmer Andrew Luby mit Titeln wie X-Wing und Wing Commander gleich zwei große Klassiker des Weltraumaction-Genres.
Ein erster Blick auf die Screenshots verdeutlicht schnell, dass man sich in Punkto Gameplay und Artdesign eindeutig an Origins Erfolgsserie orientiert. Bereits das Cover ist eine fast schon freche Neuinterpretation von WCII: Vengeance of the Kilrathi, wobei die Schwingen an den Buchstaben des Titels natürlich nicht fehlen dürfen. Riecht das Setting darüber hinaus nicht auch ein wenig streng nach den ersten Abenteuern eines Blair oder Sandman? Und kommt einem der blonde Protagonist in Uniform nicht doch ein bisschen bekannt vor?
Doch gut geklaut ist manchmal bereits halb gewonnen, denn die vier Missionen umfassende Beta-Demo versprüht mit ihrer eher minimalistischen, aber stilsicheren Grafik und der handfesten Weltraumaction sofort klassisches Wing Commander-Flair der frühen 90er. Origin-Veteranen fühlen sich praktisch sofort (fast) wie zu Hause: Nach der obligatorischen taktischen Einsatzbesprechung startet man vom Hangar eines sehr vertraut aussehenden Trägers, und die Missionen basieren auf dem Abfliegen von Navpunkten, wo packende, unkomplizierte Action wartet, die man durch sehr schicke Cockpits erlebt. Auch abseits der Einsätze ist für gediegene Unterhaltung gesorgt, denn wie in den alten Zeiten kann man verschiedene Abteilungen des Mutterschiffes aufsuchen und mit seinen Bordkameraden Gespräche führen. Viel mehr als gerenderte Hintergünde gibt es hier jedoch noch nicht zu sehen. Die bisher noch unvertonten Dialoge werden dabei durch statische Charaktermotive im Anime-Stil dargestellt, was entfernt an Aquanox erinnert. Ansonsten darf man sich über zahlreiche Ähnlichkeiten zu Wing Commander freuen, die einem sofort ins Auge springen.
Der erste Eindruck von Eterium weiß jedoch durch seinen konsequenten Retro-Charme durchaus zu gefallen und weckt wohlige Erinnerungen an Spiele, für die man heute meist DosBox bemühen muss. Statt Pixelbrei aufgrund hochskalierter VGA-Grafik gibt es hier jedoch obligate 1080p und eine sofort funktionierende Joystick-Unterstützung. Geben Sie der Demo eine Chance und machen Sie sich selbst einen Eindruck. Der Release des Spiels war übrigens schon für Oktober angekündigt, scheint sich aber noch ein wenig zu verzögern. Eterium soll dann auf Steam sowie Desura erhältlich sein. Der Preis steht noch aus, sollte bei einem so kleinen Indie-Projekt jedoch im Rahmen liegen.
WingCenter meint: Eterium von Rogue Earth hat das Zeug, ein wirklich netter, sympathischer Wing Commander-Klon zu werden. Jawohl, ein Klon, denn bei der schieren Masse an Ähnlichkeiten, Plagiaten und Neuauflagen in nahezu allen Bereichen - vom Schiffsdesign über Eigennamen bis hin zum Gameplay - sollte einem Produzenten eigentlich kein „in the spirit of“ mehr über die Lippen kommen. Doch das tut dem Spaß der Demo keinen Abbruch. Es zeigt sich wieder einmal, dass klassische Weltraumaction trotz Retro-Optik sehr wohl ein Publikum besitzt, das dafür Geld zu investieren bereit ist, sobald sich nur Entwickler finden, die sich der Sache annehmen. Da es noch eine Weile dauern dürfte, bis PC-Piloten mit Star Citizen in die versprochene Zukunft des Genres abheben können, bietet sich mit Eterium demnächst noch einmal die Möglichkeit, in die guten alten Zeiten zu starten. Natürlich nur mit PC und Joystick, wie man es eben gelernt hat.