Topic-icon Star Wars Rebels: Sowas wie eine Rezension ...

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8 Jahre 4 Monate her #29050 von Arrow
Zugegeben, nach einer halben Staffel The Clone Wars hatte ich damals die Nase voll von Star Wars in amimierter Serienform. Zum einen, weil ich eh kein großer Freund der Prequel-Trilogie bin, zum anderen, weil mich die nachgereichten Klonkriege (wieso steht das eigentlich immer im Plural – gibt’s denn mehrere?) noch nie besonders interessiert haben. Zu eingeschränkt war mir das ganze Konzept sowieso. Generische Schlachten auf generischen Schauplätzen mit Klonsoldaten gegen langweilige, infantile Roboter, angeführt von Figuren, deren Schicksal wir größtenteils kennen, ziehen mich einfach nicht in ihren Bann. Mag sein, dass die Serie im Verlauf ihrer sechs Staffeln besser geworden ist, aber ich habe einfach wenig Motivation, mir nachträglich einen Krieg anzuschauen, der schon 2005 mit Episode 3 beendet wurde. Da wurden sicherlich die letzten Lücken zwischen den Filmen geschlossen, doch vielmehr auch die Merchandising-Maschine ordentlich geschmiert. Das Resultat sieht man derweil in jedem Spielwarenladen, wo man beinahe den Eindruck bekommt, Lucasfilm hätte den Lego-Konzern inzwischen komplett vereinnahmt. Das Logo prangt auf fast allen Schachteln, nur die Schiffe und Fahrzeuge darin kennt man nicht. Gut, muss ich auch nicht kennen, soll mir recht sein – mein alter Tie-Interceptor auf dem Schreibtisch behält auch weiterhin seinen priviligierten Platz.
Nach der Übernahme von Lucasfilm durch den Disney-Konzern gab es 2014 ein paar weitreichende Veränderungen. Die neue Trilogie war angekündigt, und mit einem Federstreich wurden 30 Jahre Expanded Universe zu einer nicht-kanonischen Anekdotensammlung unter dem Label „Legends“ erklärt. Legende, Geschichte, Fangeschreibsel also, ausgelagert in eine große Restmülltonne, auf der immerhin noch das SW-Logo klebt. Nun gut, damit musste man im Fall einer Fortsetzungstrilogie schon immer rechnen, und erwärmen konnte sich George Lucas für das aufgeblähte Erweiterte Universum ohnehin nie so recht. Ich selbst habe von alldem wohl nur einen Bruchteil gelesen und darunter war sicher auch eine ganze Menge Mist, aber dass es nun praktisch aus sein soll mit Großadmiral Thrawn, der neuen Republik oder Lukes neuer Jedi-Akademie, ist doch ein schwerer Schlag. Gleichzeitig wurde der Kanon neu definiert: The Clone Wars wurde – wie eigentlich zu erwarten – mit den Filmen auf eine Stufe gestellt, ebenso wie alles, was nun aus der Feder von Disney erscheint. Nehmt euch Zeit, es wird mal wieder länger ...

Das erste Produkt stellt also Star Wars Rebels dar, wieder eine Animationsserie im Grafistil eines The Clone Wars, und nun schon seit einem Jahr auf dem Markt. Die Serie hätte mich eigentlich nicht sonderlich gereizt, wenn nicht Prämisse und Handlungszeitraum mein Interesse geweckt hätten. Also doch mal die erste Staffel auf DVD geliehen und angeschaut. Worum geht’s?
Die Handlung spielt fünf Jahre vor den Ereignissen von Episode 4. Das Imperium ist auf dem Höhepunkt seiner Macht und hat auf auf dem abglegenen Planeten Lothal im Äußeren Rand Fuß gefasst. Die seltenen Rohstoffe des Planeten werden ausgebeutet, und die Bevölkerung ächzt unter den Restruktionen der Neuen Ordnung des Kaisers, die auf Militarisierung und absolute Kontrolle aus ist. Der 15-jährige Waise Ezra Bridger, der sich auf Lothal als Gauner durchschlägt, gerät im Rahmen eines Waffenraubs in Kontakt mit Kanan Jarrus, Anführer einer Schiffsbesatzung von Freischärlern, die gegen das Imperium arbeitet. Er schließt sich der Crew um Kanan, der Mandalorianerin Sabine, der Pilotin Hera und dem Lasat Zeb kurzerhand an und erlebt mit ihnen jeweils 22-minütige Abenteuer auf dem Raumfrachter Ghost. Schnell stellt sich heraus, dass Kanan ein ehemaliger Jedi-Adept ist, der die Säuberungsaktion der Order 66 überlebt hat. Da Ezra ebenfalls empfindlich für die Macht ist, haben sich Meister und Schüler schnell gefunden. Fortan werden auf eigene Faust Gefangene Befreit, Sabotageakte gegen das Imperium ausgeführt und demselbigen in die Suppe gespuckt. Die Antwort der Machthaber lässt nicht lange auf sich warten. Ein Agent der Imperialen Sicherheitsbehörde wird auf die Widerstandszelle angesetzt und auch ein Inquisitor macht Jagd auf die beiden Jedi-Machtnutzer. Gleichzeitig will Ezra das Schicksal seiner vom Imperium verschleppten Eltern ergründen, die gegen das Imperium agitierten.

Das klingt schon einmal sehr verlockend. Die Anfänge der Rebellen-Allianz aus der Perspektive einer kleinen, lokalen Widerstandszelle zu erzählen, ist nicht nur interessant, sondern birgt enorm viel Potential. Eine Allianz gegen das Imperium gibt es folglich noch nicht, sondern allenfalls kleine Gruppen, die unabhängig voneinander operieren, was den erzählerischen Maßstab der Serie auf ein glaubwürdiges Niveau herunterschraubt. Hier gibt es keine großen Entscheidungsschlachten, eher Scharmützel, keine Missionen von galaktischer Tragweite, sondern Guerillataktiken sowie Siege in Form von Nadelstichen gegen die imperiale Übermacht. Die Ära des galaktischen Bürgerkriegs fand ich schon immer am interessantesten. Zeigt mir doch mal das Leben der kleinen Leute unter imperialer Herrschaft, zeigt die Konflikte, die den kleinen Mann dazu bringen, gegen das Imperium aufzubegehren, um Sand ins Getriebe zu streuen. Dennoch bleibt freilich die Skepsis, ob eine Serie mit Altersfreigabe ab 6 Jahren das grundsätzlich spannende Konzept auch für den erwachsenen Zuschauer präsentieren kann.

Nach Sichtung der ersten Staffel fällt mein Fazit doch eher verhalten aus. So interessant das Setting von Rebels auch sein mag, so gut viele Geschichten prinzipiell auch sein mögen, so sehr hapert es leider auch an der tatsächlichen Umsetzung des Ganzen. Mag die alte Trilogie ein Märchen für Alt und Jung gewesen sein, so zeigt sich mit Rebels wieder einmal, dass das neue Star Wars seine Zielgruppe vor allem unter den Jünger(e)n sucht. Damit meine ich noch nicht einmal Jugendliche, sondern vielmehr Kinder um die zehn Jahre. Alle Älteren dürfen natürlich getrost mitschauen und sich darüber ärgern, wie sich die Kindertauglichkeit von Rebels immer wieder zur Handbremse und Beschränkung guter Konzepte auswächst. Das zeigt sich in gleich mehreren Belangen, angefangen bei den Figuren und der Unfähigkeit der Macher, die Finger wenigstens einmal von der Jedi-Thematik und der Macht zu lassen. Bei Lucasfilm (bzw. Disney) herrscht weiterhin die Überzeugung vor, dass das junge Zielpublikum vernarrt in Jedi und Lichtschwerter ist. Schließlich sollen die Plastikdinger von Bandai ja auch verkauft werden. Entsprechend muss der junge Ezra als Identifikationsfigur natürlich machtbegabt sein, und selbstredend trifft er bereits in der Pilotfolge mit Kanan auf einen überlebenden Padawan, der sich seiner annimmt. In der zehnten Episode konstruiert sich Ezra mal eben sein eigenes Lichtschwert (mit eingebautem Blaster!) und ist nach einer Art „Macht-Kommunikation“ mit Yoda plötzlich als Jedi-Schüler akzeptiert. Wo blaue Lichtschwerter aufleuchten, dürfen die roten nicht weit sein, also führt SW: Rebels mit dem Inquisitor einen dunklen imperialen Machtnutzer mit rotem Doppellichtschwert als Gegenspieler ein, dessen Aufgabe darin besteht, die übrigen Jedi zu vernichten. Dieser entpuppt sich als eine Art zähnefletschender Darth Maul mit Sprechrolle nebst wenig Charisma - Identifikation und Charakterzeichnung übernehmen wie immer rotes Lichtschwert und schwarze Kleidung. Allein dieser Krempel ging mir sofort gewaltig auf den Geist. Gehöre ich zu einer alternden Minderheit, die diese Inflation von Lichtschwertern und Machtgedöns unerträglich findet? Ja, gehöre ich, denn ich bin ja längst nicht mehr Teil der Zielgruppe. Seit Episode 1 ist der ehemals faszinierende Macht-Mythos zu einem simplen Fetisch aus Lichtschwert-Farben und recycelten Yoda-Phrasen verkommen. Gut und Böse sind immer absolut, streng nach Farbe getrennt, ohne Zwischentöne. Wieso kann man den Beginn der Rebellion nicht mal komplett ohne Macht- und Jedi-Fähigkeiten darstellen? Hier geht’s doch um die Anfänge des Widerstands, bestehend aus einfachen Leuten, nicht um die Zerstörung des Todessterns, wo Luke tatsächlich die Macht rudimentär einsetzen musste, um im Finale Vaders Salven auszuweichen. Die Macht ist wohl nur dazu da, Gegenstände durch die Luft zu schleudern, Kämpfe mit dem Schwert auszufechten und eine grobe moralische Richtung vorzugeben. Indem man sich aber zu sehr darauf versteift, entwertet man die Belange derjeniger, um die es eigentlich gehen sollte: die Bewohner der Galaxis.
Grautöne bei der Darstellung des Imperiums gibt’s leider auch nur in Punkto Uniformen. Das Galaktische Imperium ist so repressiv und ungerecht, dass sein einziger Daseinszweck im Schüren von Aufstand und Rebellion zu bestehen scheint. Sollte die Neue Ordnung nicht mal Menschen gegenüber Nichtmenschen priviligieren? Davon ist in SW: Rebels leider nichts zu sehen. Wer lebt denn nun wirklich gerne unter diesem Regime?

Optischer Stil und Grafik der Serie sind natürlich Geschmacksache. Das generelle Cartoon-Flair der Figuren mit ihren Glubschaugen und den Zeichentrick-Proportionen ist sicher nicht jedermanns Sache. Auch wenn Inhalt vor Optik geht, hätte man dem Clone Wars-Grafikprogramm m.E. ein Texturupdate spendieren sollen.Gerade die Figuren hätte man wirklich realistischer gestalten können. Das Niveau eines Final Fantasy (2001) stellt heutzutage nun wirklich keine unüberwindbare Hürde mehr dar. Hat das Budget nicht ausgereicht oder wollte man für eine Kinder-und Jugendserie keinen anderen Stil wählen?
Selbst die Optik wäre allerdings kein ernstes Problem – und in den meisten Weltraumszenen wirkt das alles sogar ziemlich schick – wäre da nicht das Cartoon-artige Gewusel der Figuren. Unsere Protagonisten springen gerne mal meterweit durch die Luft (ohne Macht), haben gegenüber den imperialen Schergen regelrecht Superkräfte und überleben die verrücktesten Stunts. Die Bewegungen und Animationen der Figuren wirken in den Kampfszenen nie echt, sind stilistisch und ästhetisch überdreht, in der Regel blitzschnell und dadurch leider komplett unrealistisch. Für die Feinde gilt das natürlich nicht: Imperiale Sturmtruppen wirken in SW: Rebels wenig bedrohlich, schießen selbst in Gruppen stets brav am Ziel vorbei oder lassen sich mit einem Schlag auf ihren Helm (Doing) ausknocken. Die eigentlich bitterernste Bedrohung durch das Imperium tritt also immer mit kindertauglich angezogener Handbremse auf den Plan. Gestorben wird meist kurz und schmerzlos ohne explizite (Gewalt-)Darstellung. Kommt jedoch einmal einer unserer Protagonisten in Gefahr und wird gar gefangen genommen, zieht das gute alte „James Bond-Paradoxon“: Lieber reden statt töten, ist die Devise. SPOILER Als der dunkle Inquisitor im Staffelfinale endlich in seiner Gewalt hat, bringt er ihn nicht etwa um, sondern foltert ihn nur ein wenig, um ihn anschließend in einer Zelle einzusprerren, wo er prompt von seinen Kameraden gerettet wird. Ärgerlich wird’s spätestens dann, wenn der Comic-Stil in die bekannten Designs eingreift. So cool auch die neuen Schiffs-Klassen aussehen, die Proportionen der TIE-Fighter und der Sternzerstörer wollen nicht so richtig passen. Wieso haben Darth Vaders Augen pötzlich einen roten Schimmer? Was soll das?

Mit Episoden von gerade mal 20 Minuten Länge lassen sich natürlich keine zu komplexen Geschichten erzählen, daran ändern auch Doppelfolgen nur wenig. Mit Hilfe des Einsatzes der Macht kann so manche Situation am Ende noch gemeistert werden, doch mit einem besseren Drehbuch wäre es meist auch ohne geglückt. Die Hauptcharaktere von SW: Rebels sind fast nur stereotypische Figuren, aber das war in Star Wars eigentlich schon immer Standard. Jedi-Indiana-Jones trifft, Superpilotin, trifft auf jugendliche Kriegerin, trifft gutmütigen Chewbacca-Haudrauf - und zwischendrin der jugendliche Jedi-Padawan Ezra. Dazu kommt natürlich noch ein Astromech-Droide - die Bezeichnung habe ich gerade vergessen, spielt auch keine Rolle. Eine hyperaktive, ständig blubbernde Tonne auf Rädern spielt in SW: Rebels die ach so innovative Rolle des Lustigen Droiden. Das muss durchaus großgeschrieben werden, denn im neuen Star Wars sind alle Droiden ausnahmslos lustige Kerle. Wenn sie nicht humanoid sind, handelt es sich dabei grundsätzlich um C3PO-Epigonen, denen „Lustiger Droide“ auf die Hülle gemalt scheint. Auch der wird seine Fans finden – gibt’s schon eine Lego-Figur dazu?

Fazit:

Herrjeh, was wäre da alles möglich gewesen! An dieser Serie wird so deutlich wie nie, dass Star Wars endlich wieder etwas erwachsener werden muss. Idee und Szenario passen ausgezeichnet, doch sprecht doch endlich mal wieder auch die älteren Fans an und nicht nur die vorpupertären Lego-Sammler! Das Potential von SW: Rebels ist riesig, und bei so mancher Episode hatte ich sogar meinen Spaß. Die Figur des imperialen Agenten Kallus gibt sogar einen richtig interessanten Gegenspieler ab, doch dann musste alles leider wieder auf Jedi vs. Sith zuückfallen – ein großer Schritt zurück. Geht es denn nicht auch mal ohne Lichtschwert-Gefuchtel und ohne Sprüche aus dem Jedi-Kalender?
Was bleibt, ist Fast-Food-Star Wars aus der Animationsretorte, das keinem wehtut, aber auch nie so richtig fesselt. Die Fans werden vor Episode 7 noch einmal in die Spur gesetzt, denn schließlich ist dies der neue Kanon. Für die zweite Staffel erwarte ich neben Großmoff Tarkin (taucht ja am Ende auf) auch gleich noch Darth Vader (ebenso) in regelmäßigen Auftritten, denn darunter wird’s wohl nicht ablaufen.

"Ich würde immer eine Maschine bevorzugen, die um einen schweren Jäger Kreise fliegen kann, wenn es sein muss.“ Alec "Ninja" Crisologo, Wing Commander Saga

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