Topic-icon Take on Mars: Forschungs-Sim als Early Access

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8 Jahre 5 Monate her #28998 von Arrow
Nachdem ich zufällig gelesen habe, dass Bohemia Interactives Forschungssimulation "Take on Mars" bereits im Juni dieses Jahres Beta-Status erreicht hat, habe ich letzte Woche für 15,99.- via Steam zugegriffen. Seit 2013 können Frühkäufer des Early Access-Titels die ersten Runden auf dem roten Planeten drehen und an der Entwicklung der Sim teilhaben. Da mich die Astronomie seit vielen Jahren interessiert und ich den Mars mehrmals mit meinem Teleskop beobachtet habe, war "Take on Mars" schon längere Zeit auf meinem Radar. Nach knapp 20 Stunden Spielzeit mit dem freien Modus kann ich ein erstes Resume ziehen.
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Bei der Namensgebung orientiert sich das tschechische Team von Bohemia Interactive an seinem letzten Titel "Take on Helicopters", einer zivilen Hubschrauber-Simulation von 2011. Die Macher des Erfolgstitels "Operation Flashpoint" sind für ihren generellen Simulationsanspruch bekannt, allerdings ebenso für viele Bugs in ihren Verkaufsversionen. Bei "Take in Mars" dreht sich logischerweise alles um unseren roten Nachbarplaneten, der schon seit Jahrzehnten im Blickfeld der Forschung steht. Eine bemannte Mission steht zwar noch aus, aber zahlreiche Sonden und mehrere Fahrzeuge sind aktuell dort aktiv. Bei "Take on Mars" könnt ihr es NASA und ESA nicht nur gleichtun, sondern auch beweisen, dass ihr mehr drauf habt. Ich habe deshalb eine freie Forschungslaufbahn gewählt und übernehme die direkte Leitung einer privaten Raumfahrtagentur, die sich die Erforschung des roten Planeten zum Ziel gemacht hat. Derzeit besteht das Spiel aus vier Bereichen: die Zentrale, wo sich auch die große Marskarte befindet, auf der ich Missionen und Zielgebiete auswähle, der Forschungsbildschirm, wo ich auf einer Art tech tree die notwenigen Technologien erforsche, das Konstriktionslabor, in dem ich die entsprechenden Raumfahrzeuge konstruiere, sowie die Marsoberfläche bzw. das Einsatgebiet, in dem es schließlich zur Sache geht.
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Gleich zu Beginn ist es wichtig, sich mit der wirtschaftlichen Dimension der Mars-Erforschung auseinanderzusetzen. Man startet mit einem Budget, das man stets genau im Auge behalten sollte, denn es wird nicht regelmäßig aufgestockt. Gelder werden nur durch erfolgreich abgeschlossene Forschungsmissionen eingenommen. Übernimmt man sich z.B. bei der Entwicklung neuer Technologien, ohne das Vehikel am Ende auch bezahlen zu können, landet man nicht auf dem Mars, sondern in einer Sackgasse. Da hilft dann nur ein Speicherstand oder der Neustart. Mir selbst ist das am Anfang gleich passiert, und ich war auch selbst daran schuld. Bei der Erkundung des Mars sollte man eben nicht gleich auf Fahrzeuge setzen, wenn noch nicht mal eine simple Forschungsplattform auf die Oberfläche geschickt wurde. Also heißt es, kleinere Brötchen backen sowie Kosten und Nutzen genau im Auge zu haben. Tutorien oder Hilfestellungen gibt es nämlich noch nicht, sodass man penibel darauf achten muss, was für jede Mission benötigt wird. Wichtig sind hierbei die globalen Forschungsziele, die man mit der Schnelltaste "o" aufruft. Dort werden die wichtigsten Ziele in ihrem jeweiligen Fortschritt aufgelistet, die da wären: Kartografie, Erforschungs des Klimas, des Wetters, der Bodenzusammensetzung sowie die Suche nach Wasser und Mikroorganismen. Jede erfolgreiche Mission bringt einen diesen Ziele etwas näher. Anfangs startet man noch (mit) einfache Sonden, die höchstens mit einer kleinen Kamera ausgestattet werden können. Um sie zum Planeten zu schicken, wählt man eines der verfügbaren Zielgebiete auf der globalen Karte aus und sucht einen vorgegebenen Landeplatz. In diesem frühen Stadium ist man noch zum Zuschauen verdammt, denn zu tun gibt es praktisch nichts. Zumindest kann man einen Blick auf die topografisch genau nachgebildete Marsoberfläche werfen und die Landung seiner Sonde aus unterschiedlichen Kamerawinkeln verfolgen.
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Das Fehlen jeglicher Hilfestellungen macht es nicht leicht, herauszufinden, was man als nächstes entwickeln muss. Nur ein Blick auf die globalen Ziele gibt mir den Hinweis, dass die Erforschung der Atmosphäre sowie des Wetters entsprechende Instrumente voraussetzt. Also erforsche ich schließlich die "enviromental analysis station" und siehe da: neue Missionen mit erweiterten Zielen werden mir plötzlich angezeigt. Mit den einfachen Sonden lassen sich die erforderlichen Messungen nicht mehr durchführen, also entwickle ich die erste Stufe des "Landers", eine Plattform, die gleich mehrere freie Slots besitzt, worauf ich meine Instrumente schrauben darf. Im Labor rüste ich meinen Lander für die anstehende Mission aus. Die Auswahl hält sich noch in Grenzen, aber eine verbesserte Farbkamera kommt mit an Bord. Als Energiequelle montiere ich die ebenfalls neu entwickelte "Chemische Batterie" sowie die obligate Low Gain-Antenne zur Übermittlung der Daten. Endlich kann ich auf der Oberfläche richtig aktiv werden: Unterschiedlich gefärbte Wegpunkte zeigen mir Positionen für die erforderlichen Experimente an. Da gilt es Fotos von relevanten Motiven zu schießen, mein Atmosphären-Messgerät in bestimmten Zonen einzuschalten oder weitere Zonen anzufliegen. Hier greift wieder der Simulationsaspekt, denn mit dem Zünden der Triebwerke übernehme ich die direkte Flugkontrolle über meinen Lander, der dank eines genauen Schadenssystems jede zu harte Ladnung mit abgebrochenen Landebeinen oder zerstörten Messgeräten quittiert. So hüpfe ich also zwischen verschiedenen Wegmarkierungen auf der Oberfläche umher, bis die Missionsziele erfüllt oder meine Treibstoffreserven erschöpft sind. Jederzeit kann ich die Verbindung zu meiner Sonde kappen - z.B. wenn die Nacht auf dem Mars herinbricht - und später wieder aufnehmen. Dank einer einstellbaren Zeitrafferfunktion kann ich u.a. dafür sorgen, dass über meinem Operationsgebiet stets die Sonne scheint. Dies ist auch praktisch, um die teils langen Entiwicklungszeiten im tech tree schnell zu überbrücken.
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Sind irgendwann keine neuen Missionen in den Zielgebieten verfübar, wird es Zeit, neue Messgeräte zu erforschen. Hieran krankt das Spiel m.E. zurzeit noch. Die Entwickler betonen zwar ständig, dass neue Technologien auch weitere Missionen freischalten würden, doch weiß man eben nie genau, welche Technologie denn nun genau benötigt wird. Die globalen Ziele gaukeln einem zwar die völlige Freiheit vor, doch ist der Fortschritt derzeit linearer, als er scheint. So habe ich z.B. schnell die Bodensonde erforscht, nur um festzustellen, dass derartige Missionsziele eben nicht verfügbar wurden. Zum Glück hatte ich vorher gespeichert und konnte so feststellen, dass ich erst eine Wetterstation entwicklen musste - und diese ließ sich erst einsetzten, als ich meinen ersten kleinen Mars-Rover gebaut hatte! Das alles kostete mehrere Millionen Dollar, aber es sollte sich lohnen.
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Mit den ersten Rover-Missionen wird "Take on Mars" noch mal eine ganze Spur interessanter, aber auch zeitraubender. Mit dem kleinen Mars-Auto (zwei weitere Größenkategorien lassen sich entwickeln) fährt man in Echtzeit auf der fantastisch detaillierten Marsoberfläche herum und klappert die notwendigen Wegpunkte ab. Das geht im Schneckentempo vor sich und nimmt eine Menge Spielzeit in Anspruch. Auch hier ist regelmäßiges Speichern Pflicht, denn einmal den falschen Felsen erklommen, umgestürzt und auf dem Dach gelandet, ist die Mission vorzeitig beendet. So erkundet man die Oberfläche durch die Augen der Bordkamera aus der Schildkröten-Perspektive, erklimmt Anhänge oder taucht in mächtige Krater ab.
Die Grafik von "Take on Mars" verdient besonderes Lob. Die Operationsareale wurden topografisch genau nachgebaut und bestehen aus jeweils 16 Quadratmeter großen Flächen mit fein aufgelösten Texturen an jedem Felsbrocken. Dazu kommt ein zufallsgeneriertes Wettersystem und ein realistischer Tag-Nacht-Wechsel, die sich auf die Missionen unmittelbar auswirken. Ebenso detailliert ist das Schadenssystem der Sonden und Rover; fast jedes Bauteil kann zu Bruch gehen. Unvollständig ist zurzeit noch das Energiemanagement des Rovers, was dazu führt, dass man auch mit leeren Batterien (noch) ungestört weiterfahren darf. Optionale Solarpanele unterschiedlicher Größe werden bald notwendig sein und je nach Wetter und Ausrichtung die Stromversorgung unterstützen.
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Naben dem freien Spielmodus gibt es bei "Take on Mars" noch zahlreiche Einzelszenarien. Darunter fallen auch historische Missionen wie z.B. die des Marsrovers "Opportunity" sowie fiktive bemannte Missionen aus der Egoperspektive. Einige der bemannten Szenarien sind per Multiplayermodus auch kooperativ spielbar. Der oder die Spieler müssen hierbei unterschiedliche Aufgaben erfüllen und ihre eigene Versorgung mit Wasser, Energie und Sauerstoff sicherstellen. Sofort denkt man an Ridley Scotts kommenden Marsfilm "The Martian", in dem ein auf sich gestellter Astronaut um sein Überleben kämpfen muss. Diese Einsätze habe ich allerdings noch nicht eingehender gespielt.
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Vorläufiges Fazit:

"Take on Mars" macht bereits einen sehr interessanten und unterhaltsamen Eindruck, kann aber seinen Betastatus natürlich nicht verbergen. Gerade zu Anfang des freien Modus absolviert man doch eher langweilige Pflichtmissionen, bis es mit den Landesonden endlich interaktiver wird. Bohemia Interactive balanciert auf einem schmalen Grat zwischen Realismus und Spielspaß, wobei es womöglich auf zuschaltbare Simmulationsfeatures hinauslaufen wird. Schon jetzt lässt sich beispielsweise die Zeitrafferfunktion deaktivieren, sodass Offline-Zeiträume dem Spielfortschritt angerechnet werden (Echtzeitmodus). Letzten Endes muss jeder selbst entscheiden, ob er am Abklappern von Wegpunkten und dem Erfüllen von Forschungszielen seinen Spaß hat. Zeitaufwendig ist "Take on Mars" dabei schon im jetzigen Stadium. Was dem Spiel jedoch schmerzlich fehlt, sind Hilfestellungen und Turorials. Vieles muss man sich selbst zusammenreimen bzw. die Netz-Community konsultieren. Die spielinterne Datenbank besteht noch größtenteils aus Platzhaltern, was hoffentlich bald geändert wird. Auch das Zusammenspiel zwischen Forschung und Missionszielen ist zurzeit noch alles andere als einleuchtend. Etwas mehr Freiheit und weniger finanzielle Sackgassen wären wünschenswert. Eine große Spielergemeinde wird Bohemias Titel vermutlich nicht anlocken, doch vielleicht hofft man auch auf die verkaufsfördernde Wirkung des Films "The Martian". So hat man hier doch die Möglichkeit, einmal selbst seine Stiefelabdrücke auf der roten Oberfläche unseres Nachbarplaneten zu hinterlassen oder as Controller einen Mars-Rover in Echtzeit zu steuern. Für am Planeten Mars Interessierte absolut empfehlenswert.

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"Ich würde immer eine Maschine bevorzugen, die um einen schweren Jäger Kreise fliegen kann, wenn es sein muss.“ Alec "Ninja" Crisologo, Wing Commander Saga
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8 Jahre 5 Monate her #28999 von Luke
Schaut und klingt sehr interessant. Sobald das Release Status erreicht hat, werde ich mir das auch anschauen. :)

Tools: Setup ZIP Check & UnZip / EPW-Bug Repair Tool / Debug-Build Support-Tool / Pilot Manager ...und andere
Projekte: Deutsch-Mod / WCS+

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8 Jahre 5 Monate her #29000 von Arrow

Luke schrieb: Schaut und klingt sehr interessant. Sobald das Release Status erreicht hat, werde ich mir das auch anschauen. :)


Sobald die interne Marsdatenbank mal bestückt ist, könnte das Spiel auch als Lehrsoftware für den Roten Planeten und seine Erforschung taugen. Spannender, als einen Wikipedia-Artikel durchzulesen, ist es allemal. Besonders gespannt bin ich auf den Multiplayer-Modus, der jetzt schon verfügbar ist. Ich bräuchte da noch jemanden, der bei Gelegenheit mal mitmacht. :)

"Ich würde immer eine Maschine bevorzugen, die um einen schweren Jäger Kreise fliegen kann, wenn es sein muss.“ Alec "Ninja" Crisologo, Wing Commander Saga

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