Aber genau so einen Nachfolger zu Freelancer, mit dem CR eben gar nichts zu tun hatte, erwartet die große Mehrheit ja offenbar, auch wenn ich persönlich das geschlossene Missionssystem eines Wing Commander oder eben Starlancer wegen der Intensität der Story deutlich bevorzuge. Weil für Open-World sehe ich in X tatsächlich die wesentlich umfangreichere Alternative, und das als Offline Titel.
Wobei du nicht vergessen darfst, dass die "world" eines Freelancer so "open" gar nicht war. Der Bewegungsraum war immer beschränkt und haargenau auf den Storyfortschritt zugeschnitten. Mich hat das damals am Anfang doch ziemlich gestört, da ich das Spiel eben auch erst für ein inoffizielles Privateer 3 gehalten habe. In Privateer oder X stehen alle Systeme frei zur Verfügung, wenn man mit den Konzequenzen leben kann. Zu Open World gehört eben auch das Scheitern, wenn man sich unvorbereitet und schlecht ausgerüstet zu weit vorwagt. Das war bei Freelancer unterbunden und so konnte man nie nebenbei auf zu starke Gegner treffen. Diese fehlende Freiheit wurde immerhin ein wenig durch die detaillierten Sonnensysteme kaschiert, wo es abseits der Routen immer wieder etwas zu erkunden & entdecken gab. Insofern war FL ein echter Hybrid-Versuch, der dabei eigentlich ganz gut funktioniert hat.
Wenn man in einer offenen Welt abgeschossen wird und vor dem Ruin steht, kennt man in der Regel die genauen Gründe dafür: man war zu vorschnell, unvorsichtig, zu schlecht bewaffnet oder gepanzert. Lukrative Handelsrouten oder begehrte Güter und Ausrüstung sind immer auch mit Risiken verbunden, wenn man am Anfang eben größere Brötchen backen will. Wenn man auf der sicheren Seite sein will, muss man anfangs nunmal mehr Zeit investieren und lieber auf Nummer sicher gehen, da man klein beginnt. Die offene Welt zwingt einen zur Vorsicht oder man riskiert alles. Das war neben der Storykampagne die Philosophie eines Privateer oder X. Ein Spiel, das dieses Prinzip durch käufliche "Zeitabkürzungen" von vornherein verwässert, hebelt auch den Aspekt einer offenen Welt aus, weil sich diese Welt plötzlich ganz anders erschließen lässt.
Nun kann man natürlich auch in X3 die Spielzeit abkürzen, indem man sich über die einschlägigen Seiten die Koordinaten von verlassenen, besseren Schiffen besorgt und seine Händlerkarriere gleich mit einem halbwegs ordentlichen Transporter beginnt, logisch. Hier bleibt es aber durch die Offline-Welt bei einer reinen Zeitabkürzung, und den hohen Geldbeträgen für eigene Produktionsanlagen ist man damit nur einen kleinen Schritt näher. Wende ich dann noch weitere Tricks an und ergoogle mir z.B. gleich die besten Handelswege- und Güter, wird die große, offene Welt dadurch natürlich noch kleiner, leichter sowie etwas weniger spannend, da ich Vorteile nutze, die nicht auf meinem Mist gewachsen sind. Ich habe sie mir nicht erspielt, sondern nutze nur (aus), was andere auf die harte, zeitaufwendige Tour gelernt und gefunden haben. Übertreibe ich es damit, muss ich schlimmstenfalls mit dem schlechten Gewissen leben, die offene Welt eines Spiels durch Mogeleien "hintergangen" zu haben. In einem Offline-Universum betrifft das allerdings nur mich allein. Im Endeffekt knalle ich die Paraniden-Frachter also lediglich etwas früher ab, als wenn ich wirklich klein angefangen hätte - selbst mit einer eigenen Staffel im Rücken bleibe ich im Grunde doch immer noch ein Einzelkämpfer.
In einem MMO-Universum sieht die Sache anders aus. Meine gekauften Zeitabkürzungen haben direkte kompetitive Vorteile bei allem, was ich tue. Die Betreiber gewähren mir diese Vorteile natürlich nur gegen harte Währung, da für sie nunmal laufende Kosten anfallen. Für einen gewissen Geldbetrag erlauben sie mir vom Start weg bessere Chancen und mehr Möglichkeiten gegenüber den Nichtkäufern. Die anderen wissen das und greifen ebenfalls in die Tasche, um nicht ins Hintertreffen zu geraten. Ein schlechtes Gewissen ob der Aushebelung einer Open World kommt gar nicht erst auf, da ich ja von offizieller Seite als Unterstützer des Spiels gelten darf, der mit seinen Beträgen Erhalt & Erweiterung der Spielwelt (mit)finanziert. Der Wettbewerbsaspekt des Spiels lässt mich weiter aufrüsten und Geld ausgeben, bis ich mich eben mit Gleichgesinnten zusammentue und Claims abstecke. Gibt ja immerhin noch unbekannte Systeme, die ich als erster erkunden kann, um dem Spiel meinen Stempel aufzudrücken....
So klingelt die Kasse beim Entwickler/Publisher, der die Aufrüstspirale durch Angebote weiter anfeuern kann, denn die Nachfrage ist ja zweifelsfrei vorhanden. Also immer weiter so! Wir haben ja noch zwei Jahre Zeit, in denen man weiterhin von "Zeitabkürzungen" fabulieren kann. Die WC/Privateer/FL/SL - Fans sind gleich an Bord, die abgebrochenen EVE-Onliner ebenso, die Fachpresse jubelt geschlossen, da ja das gute alte PC-Spiel gerade neu erfunden wird, und die Pledger freuen sich wie Bolle, weil sie ja ganz "besonders nah dabei" sind.
Sprich, ein neues Privateer (nur online) wird SC wieder nicht - von diesem Spielprinzip ist man schon vor dem Release weit entfernt. Im alten Privateer musste man immerhin noch ein paar Jumppoints ins Blaue hinaus, um von überlegenen Schiffen auf die Mütze zu kriegen. In Star Citizen bekommt man das als Nicht-Pledger vermutlich gleich vor der Haustür besorgt. Ist ja nicht so, dass keiner auf die Kampfschiffe scharf wäre. Dank der Flugphysik sorgt Meister Newton aber sicherlich für Chancengleichheit...

PS @Catkiller: Dein letzter Kommentar muss bitteschön unter meinem stehen. Dann bin ich eben die Unke, was dieses Thema betrifft. Wäre mir SC scheißegal, würde ich kein Wort darüber verlieren. Außerdem sehe ich eigentlich gar nicht schwarz, sondern vielmehr ein grelles Feuerwerk, das bei näherem Hinsehen aus lauter kleinen Dollarzeichen besteht, während fast alle fröhlich Beifall klatschen...